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Sportfilm über Tanzsport Europameisterschaft 2006

Making Of - Die vielen Gesichter des Tanzsports

English Content

Der Film "Die vielen Gesichter des Tanzsports" zählt wohl neben, "MusIIG" der auf der selben Veranstaltung entstand, zu dem Besten, was ich bisher gemacht habe. Beim Film "Die vielen Gesichter des Tanzsports" habe ich selbst unwahrscheinlich viel über das Filmemachen gelernt. Zum Teil weil Probleme die beim Schnitt auftraten vernünftig gelöst werden mußten und zum anderen weil ich viele Dinge ausprobierte und dann im fertigen Produkt sehen konnte ob es funktionierte. Außerdem gab es eine Art erste Testvorführung bei der durch nicht involvierte Personen wichtige Anmerkungen gemacht wurden, die dann umgesetzt wurden. Außerdem war am Schnitt auch ein Freund beteiligt, der aber zu dieser Zeit bereits in einiger Entfernung wohnte und so in regelmäßigen Abständen von mir eine DVD bekam und dann konsequent an den Problemen gearbeitet wurde und so die einzelnen Schritte des Filmes gut nachvollzogen werden können. Deshalb ist dies nicht nur die Vorstellung des eigentlichen Filmes, sondern auch viele Erklärungen des Regisseurs oder des Schnittmeisters, wie es dazu kam und welche Gründe dahinter stehen.

Wichtig !! Ihr solltet zuerst den Film anschauen und dann das hier lesen. Der Film ist in 3 Teile geteilt, da man auf YouTube keine Filme die länger als 10 Minuten sind hochladen kann. Weiter gibt es den Teil "Making Of" in dem alternative Schnitte und anderes zusammengefaßt sind um die Unterschiede zu zeigen. Die Erklärungen sind extrem umfangreich, dass ist mir klar, aber sie bieten Potential für andere Filmemacher und sie geben Lernansätze. Die Erklärungen sind auch geeignet für Amateurfilmer bessere Filme zu machen, da wirklich ohne Hemmungen aus dem Nähkästchen geplaudert wird. Ich glaube es ist aber auch für die IIGler interessant zu erfahren wie das so alles zusammen kam und warum die Dinge so sind, wie sie eben sind.

Die vielen Gesichter des Tanzsports - Teil 1 von 3 auf YouTube

Die vielen Gesichter des Tanzsports - Teil 2 von 3 auf YouTube

Die vielen Gesichter des Tanzsports - Teil 3 von 3 auf YouTube

Wieso sind diese Hinweise hilfreich für Amateurfilmer

Das ist doch eine Sportreportage, wieso kann ich als Amateurfilmer etwas davon lernen. Was ist eine Reportage ? Eine Reportage ist eine Situation, bei der man nie genau weiß, was als nächstes passiert, man hat keine Chance etwas verpaßtes nachzudrehen und man muss aus dem was einem geboten wird einen guten Film machen. Hochzeitsfilme sind z.B. auch Reportagen oder der Kindergeburtstag, Familienfeiern, auch Aufnahmen der Kinder zur Erinnerung, Haustiere und selbst teilweise Urlaubsreisen sind alles Reportagen. Die Reportage ist die häufigste Aufnahmeform des Amateurs. Und wenn man die Szene wo der Bräutigam der Braut den Ring an den Finger steckt nicht erwischt, dann hat man nicht die Möglichkeit Cut zu rufen und einzugreifen mit den Worten: "Das machen wir gleich noch einmal !" Man muss also dafür sorgen alles irgendwie zu erwischen, man muss vorsorgen mit Aufnahmen, die man überall einfügen kann und man muss immer viele Probleme beim Schnitt und der Montage lösen. So sollte man bei einer Hochzeit immer Bilder haben von der Braut und dem Bräutigam, wie sie einfach dasitzen um dann mit diesen Zwischenschnitten Probleme einfach zu lösen und wie das geht erfahren Sie auch hier.

Die Aufnahme, das unvorbereitete, kontrollierte Chaos ;-)

Aber fangen wir ganz am Anfang an. Zunächst waren die Bedingungen sicher nicht optimal, denn wir kamen am Samstag Morgen zu der zweitägigen Europameisterschaft und wußten fast nichts über die Veranstaltung. Wir kannten keinen der Tänze und mußten beim ersten Anschauen vernünftige Aufnahmen einfangen. Lediglich das Stechen der beiden Garden konnten wir zweimal Filmen. Warum ist dies ein Problem ? Nun wenn man nur Totale filmt sicher nicht, aber einen Film machen vor allem die Großaufnahmen aus. Man gibt dem Zuschauer sozusagen durch die Kamera die Möglichkeit näher ans Geschehen ranzugehen, die Emotionen auch in den Gesichtern zu sehen und die Dinge näher und deutlicher zu sehen. Dazu gehört dann auch, dass die Kamera immer da ist, wo gerade die Aktion ist. Und das ist eben nicht einfach, wenn man nicht weiß was als nächstes passiert. Da ist man dann gerade in der Nahaufnahme auf einem Gesicht und die betreffende Person bückt sich und man hat nur noch blauen Vorhang im Bild. Die Aufnahmen sind also immer ein Kompromiss aus guten Großaufnahmen und einer kompletten Aufnahme des Tanzes. Dazu kommt, dass wir nur 2 Kameras hatten und eine Absprache während der Tänze nicht möglich war. So ist uns die Aufnahme des Showfunken-Tanzes zwar hervorragend gelungen, bei der Aufname der Calypsos (Piraten) gelang dies bei weitem aber nicht so gut, da wir sehr oft ähnliche Einstellungen hatten. Man weiß eben nicht, was der andere gerade macht. Wichtig ist hierbei eine gute Absprache vor dem Tanz. Die bedeutete hier, ich mache von oben mit dem Stativ die Totalen und versuche möglichst immer ein "sendefähiges" Bild zu liefern, während Martin vorne versuchte aussagekräftige Nahaufnahmen einzufangen und nicht immer ein gutes Bild haben muss, was auch gar nicht möglich ist. Wichtig dabei ist eben auch, dass man den Anfang und das Ende des Tanzes erwischt und wenn man mal wichtige Szenen verpaßt nicht hektisch wird. Gerade bei der Kamera, die die Totale macht ist man immer dabei, den Sucher mit dem Bildausschnitt zu kontrollieren, gleichzeitig aber über den Sucher auf die Bühne zu schauen um nichts Wesentliches zu verpassen. Denn obwohl man immer ein "sendefähiges Bild haben sollte" versucht man natürlich trotzdem mehr zu liefern als nur eine Totale. Das ist super anstrengend und nach den 5 Showtänzen am Sonntagnachmittag nach einem langen zweiten Drehtag war ich richtig gehend ausgelaugt. Flasche leer ;-).

Die Auswahl der Standorte

Die Auswahl der Standorte war dann zunächst die wichtigste Tätigkeit. Die Kamera für die Totale mußte erhöht sein und darf nicht zu weit weg sein. Hier muss man einfach dann mit dem Zoom prüfen, ob man noch nahe genug rankommt. Auch ist der sichere Stand zu prüfen. Die Tribüne auf der linken Seite ist obe gemauert, während der untere Teil eine ausziehbare Holzkonstruktion ist. Die Holzkonstruktion zeigte Schwingungen beim berteten und fiel damit als Standplatz raus. Da der gemauerte Bereich durch eine Trennscheibe gesichert ist, wenn die Holzkonstruktion nicht da ist, blieben nur die Bereiche der Treppenaufgänge. Der gewählte Aufgang war ein guter Kompromiß aus Schräge und Nähe zur Bühne. Die Kamera sollte auch nicht zu seitlich stehen. Die Kamera für die Details war eine Handkamera und kam vorne seitlich links zum Einsatz. Direkt vor der Bühne war dies nicht möglich, da dies wegen der Jury, die ungestörte Sicht auf die Bühne verlangt, nicht möglich war. Damit war die Kamera aber auch dort, wo dann Jubel und Enttäuschung aufeinander trafen.

Die Einstellung der Kameras

Wichtig ist auch die Einstellung der Kameras. Bei der Führungskamera wurde der Auto-Fokus, also die automatische Scharf-Entfernungs-Einstellung, ausgeschaltet. Der Grund dafür ist, dass der Auto-Fokus nicht schnell genug ist und sich außerdem durch Bewegung gerne "verwirren" läßt. Das ist zweimal im Film zusehen. Wichtig dabei ist, dass man die manuelle Schärfeeinstellung nicht im Weitwinkel macht. Der Schärfebereich ist im Tele wesentlich kürzer als im Weitwinkel. Ist die optimale Schärfe auf die Vorderkante der Bühne eingestellt, so ist zwar im Weitwinkel die ganze Bühne scharf, im starken Tele kann aber der hintere Teil der Bühne bereits unscharf sein. Deshalb nahm ich immer einen Gegenstand in der Mitte der Bühne, ging ins volle Tele, stellte manuell scharf und blieb dann bei dieser Einstellung auch für die Weitwinkel aufnahmen. Die vordere Kamera arbeitete mit Auto-Fokus.

Groß- und Nahaufnahmen machen einen Film aus. Mit Totalen langweilt man

Das klingt brutal, ist aber so. Dazu gehört dann auch, dass die Kamera immer da ist, wo gerade die Aktion ist. Und das ist eben nicht einfach, wenn man nicht weiß was als nächstes passiert. Da ist man dann gerade in der Nahaufnahme auf einem Gesicht und die betreffende Person bückt sich und man hat nur noch blauen Vorhang im Bild. Die Aufnahmen sind also immer ein Kompromiss aus guten Großaufnahmen und einer kompletten Aufnahme des Tanzes. Dazu kommt, dass wir nur 2 Kameras hatten und eine Absprache während der Tänze nicht möglich war. So ist uns die Aufnahme des Showfunken-Tanzes zwar hervorragend gelungen, bei der Aufname der Calypsos (Piraten) gelang dies bei weitem aber nicht so gut, da wir sehr oft ähnliche Einstellungen hatten. Man weiß eben nicht, was der andere gerade macht. Wichtig ist hierbei eine gute Absprache vor dem Tanz. Die bedeutete hier, ich mache von oben mit dem Stativ die Totalen und versuche möglichst immer ein "sendefähiges" Bild zu liefern, während Martin vorne versuchte aussagekräftige Nahaufnahmen einzufangen und nicht immer ein gutes Bild haben muss, was auch gar nicht möglich ist. Wichtig dabei ist eben auch, dass man den Anfang und das Ende des Tanzes erwischt und wenn man mal wichtige Szenen verpaßt nicht hektisch wird. Gerade bei der Kamera, die die Totale macht ist man immer dabei, den Sucher mit dem Bildausschnitt zu kontrollieren, gleichzeitig aber über den Sucher auf die Bühne zu schauen um nichts Wesentliches zu verpassen. Denn obwohl man immer ein "sendefähiges Bild haben sollte" versucht man natürlich trotzdem mehr zu liefern als nur eine Totale. Das ist super anstrengend und nach den 5 Showtänzen am Sonntagnachmittag nach einem langen zweiten Drehtag war ich richtig gehend ausgelaugt. Flasche leer ;-).

Hier wieder etwas allgemeiner. Wenn wir mit 2 Kameras eine Hochzeit filmen, dann sprechen wir vorher ab, wer auf die Hände und die Ringe geht und wer die Totale macht, bzw. geben uns während der Aktion Zeichen. Solche Vorababsprachen sind unwahrscheinlich wichtig, deshalb hat man 2 Kameras. Arbeitet man nur mit einer Kamera, dann macht man eine Nahaufnahme der Gesichter von Beiden, während Sie sich im Stehen anschauen und der Pfarrer noch redet und versucht dann die Szene der Hände in Großaufnahme zu erwischen. Geht das Schief, hat man die Nahaufnahme und geht beim zweiten Mal den sicheren Weg und versucht den zweiten Ring in der Totale. Je nachdem wie sicher man sich fühlt kann man natürlich auch zuerst sicherheitshalber die Totale machen und beim zweiten Ring dann näher rangehen. Merkt man, dass man es nicht kriegt, kann man immer noch mit dem Zoom aufmachen oder wieder hoch auf die Gesichter gehen und so die Szene retten. Aber man muss sich das vorher überlegen, da während der Aktion keine Zeit für die Entwicklung von Notfallplänen bleibt. Bis man nachgedacht hat, ist alles vorbei.

Weiter muss die Kamera immer an sein, wenn etwas losgeht oder aufhört. Gerade bei Hochzeiten z.B. erfährt oft der Filmemacher als letzter, wenn was interessantes passiert, weil niemand daran denkt ihn zu informieren. Die meisten gehen dann vor, heben die Kamera, stellen den Zoom richtig ein, gehen in die richtige Einstellung und schalten dann erst auf Aufnahme. Damit verlieren Sie viel Zeit. Ich schalte bereits beim Hingehen auf Aufnahme, das ist zwar verwackelt und das Bild zeigt natürlich nichts vernünftiges, damit habe ich aber zumindest den Ton und kann notfalls ein anderes Bild "drunterschneiden", z.B. Zuschauer oder Gäste die einfach zuschauen, die ich bereits vorher gemacht habe. Wenn der Anfang des Satzes im Ton fehlt, dann merkt das jeder, fehlt nur das Bild, dann mache ich zuerst den Gast, dann hört man die beginnende Rede und schaut hin. Das ist ein ganz natürlicher Schnitt, obwohl man eigentlich zu spät dran war. Das werden wir noch beim Jubel nach dem Stechen genauer erklären.

Die Anforderungen

Waren die Bedingungen nicht optimal, so war die Herausforderung riesig. Normalerweise darf auf den Veranstaltungen der IIG nicht gefilmt werden, damit die Choreografien nicht abgekupfert werden. Die Erlaubnis war also ein riesiges Privileg, aber auch eine Bürde, denn wir waren irgendwie verdammt dazu was Gutes abzuliefern. Ein großes Lob galt dann auch dem Organisator Joachim Ladiges, der uns mit einer Liste der interessantesten Tänze versorgte (was bei 243 Tänzen wohl das Wichtigste überhaupt war) und uns die wichtigsten Interviews mit Trainer Heuser und Anne Lipgens beim Training, den Calypsos beim Training, sowie mit Nicole Sips (Tanz mit der höchsten Wertung) ermöglichte. Weiter konnte er uns gute Interviews mit dem Präsidenten Hans Pfeiffer und der Jurorin Andrea Wiesener vermitteln. Leider waren wir dann aber auch wieder teilweise in einem absoluten "Terminstreß", da wir Tänze, Interviews und Randgeschehen irgendwann filmen mußten und so passierte es z.B. dass wir den Solo-Tanz von Anne Lipgens (1. Interview-Sequenz) nicht haben, da wir da gerade beim Interview mit dem 2. Bürgermeister von Essenbach und dem stellvertretenden Landrat waren. Diese Interviews sind in einer längeren Variante des Filmes (ca. 35 Minuten) enthalten. Eigentlich hätten wir noch eine Sekretärin für die Terminabsprache benötigt. Vor Ort wurde uns schnell bewußt, dass der Höhepunkt das Showtanz-Finale der Senioren sein sollte. Mit etwas Glück gelang es uns 3 der 5 Gruppen in der Mittagspause zu einem Interview zu treffen. Die liefen uns einfach über den Weg und wir erkannten an dem gemeinsamen Outfit, dass es sich um Tanzgruppen handelte. Dass es sogar Showtanz-Gruppen waren paßte natürlich perfekt in das erste Grobkonzept. Auch hier muss man wieder anmerken, dass wir zum Zeitpunkt der Interviews die Tänze noch nicht kannten, was das Interview natürlich etwas schwierig gestaltete. Die Calypsos konnten wir dann während des Trainings interviewen und die Showfunken nach der Siegerehrung, damit hatten wir das mit etwas Glück alles eingesammelt. Ein weiteres Interview mit den Güstenern nach dem Tanz wirkte nicht so gut als abschließendes Interview des Juniorenblockes und mußte so der Schere zum Opfer fallen.

Fensterfront auf der linken SeiteWeiter wollten wir für die IIG die ganze Veranstaltung dokumentieren und einen guten Überblick liefern und das Augenmerk nicht zu stark auf die Tänze zu legen. Zunächst waren zwei Filme je einer über das Juniorenturnier am Samstag und das Seniorenturnier am Sonntag zu je 10 Minuten geplant. Schließlich wurde daraus dann aber ein Zwanzigminüter, dazu aber später mehr. Eine Schwierigkeit ergab sich noch durch die Lichtgestaltung. Da die Halle links eine Fensterfront hat, dass sieht man gut bei der Zuschauerszene am Ende des Güstener Tanzes, und damit auch noch nach südwesten ausgerichtet ist, drang hier am Nachmittag viel Sonnenlicht ein. Dieses Mischlicht machte uns große Probleme mit den Farben und die hellen Gesichter vor dem blauen und schwarzen Hintergrund brachten auch einige Probleme mit sich, da dies schlicht den Kontrastumfang der Kameras überfordert. Besonders deutlich wurde dies, wenn die Tänzer auch noch dunkle Kostüme hatten, dann fangen die Stirn und andere Gesichtsflächen schnell an zu überstrahlen. Ich versuchte das zu korrigieren und deshalb wurden einige Aufnahmen leider etwas dunkel. Auch das wir zwei unterschiedliche miniDV-Kameras hatten (eine Canon XM-1 und eine kleine Sony), erleichterte das Ganze nicht wirklich. In 2007 bei der WM gelang uns dies schon deutlich besser.

Das Konzept oder was mache ich nun aus 10 Stunden und 45 Minuten Rohmaterial ?

Zunächst einige grundsätzliche Erklärungen. "Film ist nicht Realität". Der Juniorentag dauerte 12 Stunden. Damit ist klar, der Film kann keine Realität sein. Es ist aber auch keine verkürzte Realität oder ein Ausschnitt. Film ist immer das Erzählen einer Geschichte, auch bei einer Sportreportage. Eine Geschichte hat einen Spannungsbogen mit Einleitung, Aufbau der Spannung, Höhepunkt und Schluß, dazwischen wenn möglich kleine Höhepunkte, Wendungen und Überraschungen. Man stellt als Filmemacher Dinge als wichtig heraus, vernachläßigt andere, man gibt zusätzliche Erklärungen und stellt alles unter die Prämisse eine interessante Geschichte zu erzählen. Doch dies ist von Filmemacher zu Filmemacher unterschiedlich, das Ergebnis ist also immer eine subjektive Sicht auf ein Ereignis, eben wie wenn mir jemand von der EM erzählt. Dabei fielen aber Sequenzen aus dem Film, weil wir entweder nicht die besten Aufnahmen gemacht hatten oder es nicht in dieses Konzept paßte. Wir haben aber so viel Material, dass wir wahrscheinlich einen zweiten Film machen könnten, der annähernd das selbe Niveau hat und ganz andere Szenen verwendet. Vielleicht machen wir das irgendwann.

Das man vor Beginn ein Konzept braucht ist klar, denn alleine das Anschauen aller Aufnahmen dauert mehr als einen Arbeitstag. Ich lasse dabei zunächst alle Szenen in den PC laufen. Das geht in Echtzeit und dauert entsprechend. Dabei werden die Szenen vom Programm bereits an Hand von unterschiedlichen Zeitstempeln, wenn die Kamera ein oder ausgeschaltet wird, in kleinere Häppchen getrennt. Da man diesen Vorgang schlecht anhalten oder unterbrechen kann, lasse ich das einfach durchlaufen, schaue aber nebenbei zu und bekomme so einen ersten Überblick, was denn so vorhanden ist, welche Aufnahmen besonders gut geworden sind und was eher nicht so gut ist. Danach beginnt für mich das feilen am Konzept. Der erste Knackpunkt für mich war, ich mußte die Breite der Veranstaltung (243 Tänze) irgendwie rüberbringen. Dazu mußte also irgendwie ein Zusammenschnitt vieler Tänze her. Zunächst dachte ich daran eine Musik, die beim Turnier für einen Tanz verwendet wurde, zu verwenden. Das hätte diese Gruppe aber hervorgehoben und außerdem hätte jeder Anwesende die Musik bereits mit anderen Bildern assoziiert. Bei einem Spaziergang kam ich schließlich auf das Lied "Music" von John Miles. Ich wußte sofort, das Lied hat langsame und schnelle Sequenzen und wenig Gesang und eignet sich dazu hervorragend. Wie hervorragend sollte dann das Musikvideo MusIIG zeigen. Etwa zur selben Zeit entstand die Idee, am Anfang einfach einige Tänze in kurzen Sequenzen aneinander zu hängen um so in einer abwechslungsreichen Abfolge die Breite in einer Anfangssequenz zu zeigen und dem Zuschauer so Lust auf das was da kommt zu machen. Es ist bei einem Film besonders wichtig, dem Zuschauer einen guten Einstieg zu präsentieren, der ihn in den Film zieht, die Richtung, die der Film vorgibt zu zeigen und auch das Ziel. Trotzdem aber noch potential zu haben, immer wieder eine Steigerung zu präsentieren.

Weitere Keypoints des Konzeptes waren im ersten Teil auf den kleinen Höhepunkt Gardetanz-Stechen hinzuarbeiten und im Großen auf das Showtanzfinale. Dieses Finale sollte im Vorspann des Filmes bereits rausgearbeitet werden. Weiter bin ich nicht unbedingt ein Freund von Kommentar und ich wollte auch keinen Sprecher mit ins Boot holen, aber ich wollte vor allem der Musik die Gelegenheit geben ungestört zu laufen, so dass sich die Entscheidung fand, den Film ohne jeglichen erklärenden Kommentar zu machen. Was zunächst mal ziemlich mutig ist, denn man muss ja doch irgendwie einige Szenen und Zusammenhänge erklären. Da eh Einblendugen vorgesehen waren, wegen der Wertung, dachte ich mir aber, dass das schon irgendwie klappen sollte. Weiter war klar, dass Interviews mit dem Präsidenten, dem Veranstalter und der Jurorin zwingend drin sein sollten, der Tanz von Nicole Sips (rotes Kleid) mit der höchsten Wertung und der Rest um die Trainings Güsten (mit Anne Lipgens) und der Calypsos, sowie das Garde-Stechen und das Showtanzfinale herumgebastelt werden sollte. Irgendwann hier fiel die Entscheidung nur einen Film zu machen. Diese gedanklichen Vorüberlegungen sind ungemein wichtig um dann bei der Auswahl der Szenen schon richtig beurteilen zu können, ob dies wichtig für den eigentlichen Film ist oder nicht.

Die Auswahl der Szenen

Dateien im Verzeichnis IIG-TanzBevor ich mit der Auswahl der Szenen begann, hörte ich mir "Music" von John Miles ungefähr 10 mal an um den Takt und die Geschwindigkeit zu verinnerlichen. Dann begann die Szenenauswahl. Alle Szenen wurden nun nochmals angeschaut, aber nun konnte ich eingreifen und Sequenzen auch wiederholt begutachten. Die Tänze wurden nun jeweils von beiden Kameras angeschaut und auf mögliche Verwendung einer Sequenz für die Anfangssequenz und den Music-Zusammenschnitt abgeklopft. Wurde was passendes gefunden, dann wurde das sofort "rausgecaptured". Da wir digital arbeiten kann man die Szenen einfach aus dem Film rausnehmen und einen kleinen Teil als neuen Film erstellen, also als seperate Datei, diese Szene ist dann doppelt vorhanden. Die Benamung der Dateien erfolgte nach der IIG-Tanznummer und wurde auch in extrahierte Teile übernommen um evtl. später noch einmal einfach nacharbeiten zu können. So sammelten sich für die Anfangssequenz mit der Musik des Tanzes insgesamt 57 Sequenzen, die schon in der richtigen Länge geschnitten waren, also beispielswiese ist der Tanz zu "Ghost Busters" exact in dieser Länge herausgenommen worden. Für den Music-Zusammenschnitt wurde ähnlich verfahren und es sammelten sich so 73 Dateien mit Titeln wie "Oberschenkelgitarre", "Beine werfen", "5er Hochsprung" oder "Oberschenkelwackeln". Die Interviews wurden auf aussagekräftige Aussagen zum Wettbewerb oder Tanz abgeklopft und bewertet und alle Rahmenszenen wurden entsprechend gesammelt. Dabei gab es Verzeichnisse wie "Zuschauer", "Pokale", "Ansagen" oder "Jury" wobei dann schon immer mit angegeben wurde, welche Wertungen zu sehen und oder zu hören sind. Dabei arbeite ich nicht wie andere mit einer Datenbank oder Excel-Liste, sondern gebe alles wichtige im Dateinamen an. Ordnung ist auch beim Filmen das halbe Leben. Insgesamt 2578 Dateien in 141 Verzeichnissen mit 184 GB sind das Ergebnis.

Der Roh-Schnitt der Tänze

Garde Vierfachbild für SchnittNun bekamen die verwendeten Tänze ihren Rohschnitt, also der Tanz von Güsten, die gelbe und rote Junioren-Garde, Nicole Sips, die Calypsos und die Showfunken. Dabei zahlte es sich aus, dass ich eine RealTime-Schnittkarte habe (Matrox RT.X 100 extreme). Das bedeutet, dass Effekte sofort angezeigt werden ohne spezielles Rendern oder Wartezeiten. Dabei legt man zuerst die Aufnahmen beider Kameras übereinander und schiebt die solange hin und her, bis sie synchron laufen. Das macht man am Besten anhand von eindeutigen Bewegungen der Arme oder Beine. Dann verkleinerte ich die Aufnahmen der Tänze auf 50 % und legte sie nebeneinander, damit ich immer im Überblick hatte was beide Kameras gerade zeigen und setzte die Keypoints für die Umschnitte. Bei den beiden Gardetänzen, die im ersten Anlauf und im Stechen beide mit 2 Kameras aufgenommen waren, konnte ich so sogar aus bis zu vier Bildern auswählen. Aus den Aufnahmen von erstem Tanz und Stechen wurde so nur ein Tanz aus allen 4 Aufnahmen geschnitten. Siehe hier die Szene in "Making Of" von 0:15 bis 1:41. Man sieht hier alle 4 Kameras synchron, eine schwarze Fläche zeigt, dass die Kamera nicht an war und die Aufnahmen sind vor der Farbkorrektur. Nachdem diese Tänze nun geschnitten waren, machte ich mich an die Interviews. Warum Roh-Schnitt ? Die Tänze, die zwischen 2 und 4 Minuten lang waren, sollten in einem späteren Durchgang gekürzt werden. Man kann schnell ausrechnen, dass bei 6 Tänzen (2 Garden, Funky Steps, Nicole Sips, Calypso und Showfunken) sonst bereits 18 Minuten zusammen gekommen wären. Zum Kürzen mußte aber zunächst die Länge der restlichen Szenen bekannt sein um einen guten Rythmus zu bekommen und zu wissen wieviel Platz ungefähr noch da ist.

Die Arbeit in einzelnen Sequenzen

Bei so langen Projekten muss man sich kleine Portionen erzeugen, sonst sieht man kein Land. Also gab es insgesamt 16 Teile:
Die einzelnen Teile wurden dann später zum ganzen Film zusammengefügt. Allerdings nicht nur einfach aneinander "geklebt" sondern mit Überblendungen oder zuerst Ton- und dann Bildschnitt. Dazu auch später mehr. Der Vorteil der Einzelteile ist auch, dass man Teile leicht gegeneinander tauschen kann und bei Längenproblemen schnell Dinge hinzufügen oder entfernen kann. Außerdem kann man sich um die einzelnen Probleme ohne Ablenkung kümmern.

Die Anfangssequenz

Öffnender Kreisel alte AnfangsszeneDie Anfangssequenz war nun nur noch ein Zusammenfügen der besten ausgewählten Szenen. Zuerst wurden die Texte zu den Themengebieten "Klassen", "Altersgruppen", "Umfang der EM", "Solo/Paar/Gruppe" und "Tanzarten" entwickelt, wobei bei ca. 1:30 mit Bauchtanz und Ballett bewußt etwas Tempo rausgenommen wird um dann mit dem Showtanz in dieser Sequenz einen ersten kleinen Höhepunkt zu setzen. Und weiter wird der Zuschauer plakativ auf den Höhepunkt "Showtanz" hingewiesen. Die Titel waren zunächst auch nur eingeblendet, die Einwendung von Martin die Titel deutlicher aufpoppen zu lassen gibt der Anfangssequenz aber noch mehr Pepp. Hier gab es sogar kurzfristig mal ein Plopp im Ton, darauf habe ich aber dann doch verzichtet. Die Reihenfolge der einzelnen Themengebiete wurden dann so gewählt, dass die Musik einigermaßen hintereinander paßt und natürlich passen die gezeigten Bilder jeweils zur Einblendung, also wird Senioren eingeblendet, dann Tanzen auch Senioren. Der Anfang startet zunächst in den Titeln ohne Ton und begann dann mit der Musik des ersten Tanzes, einem öffnenden Kreisel (zu sehen in Making Of ab 00:01), mir gefiel das, denn es war der Anfang eines Tanzes und um die Tonspur der Titel wollte ich mich später kümmern. Martin monierte zu recht den fehlenden Ton am Anfang an, also zog ich die Musik einfach mal nach vorne und auf einmal ergab sich ein Anfang, bei dem die Titel die Musik haben, dann beim Aufblenden auf die Gruppe noch einmal alle Tänzer einen Moment still stehen, die Tanzen im Prinzip schon unter den Titeln mit ;-), und wieder das Tanzen anfangen, die Sängerin macht bei Aufblendung eine Pause zur nächsten Strophe, die Musik setzt nun mit zusätzlichen Instrumenten ein und die Zuschauer fangen zu klatschen an, also ein guter Einstieg in die Action. Um die richtige Länge der Titel zu bekommen kam die Seite "die 38. EM ... oder" zwischen "zeigen" und "Titel". Da paßte einfach alles zusammen und so gefällt mir der gesamte Anfang heute sehr gut und ich wüßte nicht, was ich anders machen sollte.

Die ersten Interviews

Interview mit Patrick Heuser und Anne LipgensDie Interviews waren für mich sehr wichtig, zum einen waren sie die einzige Möglichkeit Wissen zu transportieren, der Kommentar fiel ja weg, zum anderen sollten sie auch den Flair und die Stimmung der Veranstaltung transportieren. Als Erstes schnitt ich das Interview mit Patrick Heuser und Anne Lipgens. Ich wußte, dass es das erste Interview nach der Anfangssequenz werden sollte und so mußte etwas über die Veranstaltung und die Tänzer erzählt werden. Hier nun zunächst etwas Wichtiges zum Einstieg. Kommt man an einen neuen Ort, so kennt der Zuschauer diesen Ort nicht. Man muss als Filmemacher deshalb dem Zuschauer als erstes einen Überblick über den Raum bieten. Dazu sind Totale oder in engen Räumen Schwenks geeignet, wie hier vom Trainer auf die Tänzer. Nun weiß der Zuschauer wie es an dem Ort aussieht, der Trainer ist rechts und die Tänzer links und man kann nun in die Großaufnahmen gehen. Die Aussage von Herrn Heuser: "Es wird beides gleichwertig trainiert, also wir achten sehr darauf, dass wir Tanzsport machen und der Tanzsport im Vordergrund steht. Es ist aber sehr gut, weil die Schwierigkeiten klar begrenzt sind, also 12 bis 15 Jahre maximal 4 Überschläge ... " ist als Einstieg in dieses Interview fast schon mehr als perfekt. Vielen Dank Herr Heuser ;-). Weiter wirkt die ruhige und sachliche Art des Trainers in diesem Moment hervorragend. Dazu Aussagen zum gerade stattfindenden Training, den Richtlinien, die gute Vorstellung von Anne Lipgens und die Aussagen von ihr "ich tanze Solo seit ich neun bin" und zum Trainingsaufwand geben dem Zuschauer zusammen mit der Anfangssequenz alles mit was er anfangs wissen muß. Und das nach 3 1/2 Minuten, dass war schon mal kein schlechter Einstieg. Es sollte ja auch keine technische Erläuterung werden.

Interview mit InsertsDieses Interview ist stark geschnitten (auch im Part von Herrn Heuser), was aber durch die Zwischenbilder vom Training gut verborgen wird. Die Aussagen von Anne stammen aus drei verschiedenen Antworten ! Dies ist im "Making Of" ab 1:41 bis 3:05 gut zu sehen. Oben links sind die Inserts, die die Bilder der Personen rechts unten überlagern. Jedesmal wenn unten rechts ein Bildsprung ist, dann ist das Interview editiert. Und die Szene wo man das Training über die Schulter von Trainer Patrick Heuser sieht und gleichzeitig im kleinen Fenster den EM-Tanz auf der Bühne, wurde allseits sehr gelobt. Da dieses Interview als erstes Kapitel des Filmes geschnitten wurde, paßte es am Ende nicht mehr richtig zum Filmstil, der sich auch noch während des Schnittes entwickelte und wurde so später noch einmal komplett umgeschnitten auf den heutigen Stand und dabei gekürzt. Das beste was Filmemacher natürlich passieren kann sind Aussagen wie "Es küt wie es küt !" Das vermittelt wahre Gefühle und spontane Aussprüche und vermittelt eine Authentizität, die ein Filmemacher anders nie erreichen kann. Es ist schlicht Pflicht solche Szenen zu verwenden.

Interview Präsident Hans PfeifferDas zweite Interview mit Präsident Hans Pfeiffer ist auch wichtig für den ganzen Film. Warum ? Hier ist ein Versprecher drin, der aber nicht schlimm wirkt und nur wenig Zeit verbraucht. Dieser Versprecher suggeriert aber dem Zuschauer, dass die Interviews unbearbeitet sind und so nimmt er das später für alle Interviews an. Den Ausspruch, "die reden alle so perfekt", habe ich schon öfters zu dem Film gehört und wenn ich entgegne, dass die Interviews geschnitten und bearbeitet sind, dann staunen die meisten Leute faßungslos. Dieser Eindruck wird auch durch diesen Versprecher bewußt erzeugt. Er steht für Authentizität und dafür dass der Filmemacher nicht eingreift und war einer der gelungenen Versuche des Filmes und hat mir auch gezeigt, wie einfach man im Film manipulieren kann. Ein großes Lob hier an Martin, der mit der Bühne im Hintergrund wieder für eine der faszinierendsten Einstellungen des Filmes sorgte.

Die Juniorentänze

Stechen RechnenNach dem Interview mit Patrick und Anne geht es voll Karacho ins Turnier. Der Zuschauer weiß alles Notwendige und wird sofort in die EM mitten in einen Tanz geworfen. Die Musik startet hier etwas eher um den Schnitt nicht ganz so hart zu machen. Merke, man hört zuerst etwas und schaut dann hin, nicht umgekehrt. Man kann also den Ton eher starten um auf etwas Neues aufmerksam zu machen, nicht aber umgekehrt. Der Tanz ist dann relativ schnell wieder zu Ende und die Wertung kommt. Hier gibt es gleich erste Emotionen und Jubel während im Hintergrund die Konkurrenz auftritt. Das die Wertung teilweise auf den Roten, die zum Tanz bereit stehen liegt ist nicht wirklich optimal, ich brauchte aber einen Zwischenschnitt und besseres war nicht da. Der Tanz der Roten ist natürlich gekürzt und nun hatten wir wirklich Dusel. Dies ist die einzige Szene die wir haben, wo ein Verantwortlicher an der Bühne mitschreibt, die Spannung wird schon durch die Tänzer erzeugt, die nicht zufrieden sind "Fuck" ;-) und dann rechnet der Trainer schneller als die Ansage. Was dann kommt sind einfach wunderbare Emotionen, dies alles hat Martin super eingefangen. Und mit "Stechen nach der Pause" ist der erste Höhepunkt vorbereitet und die erste Hälfte des Filmes gerettet ;-).

Stechen ErgebnisBei der ersten Vorführung im Club zeigte sich, dass die Zuschauer mit den Begrifflichkeiten überfordert waren, was auch nicht wundert. Der logische Schritt war eine drastische Vereinfachung aller Einblendungen. Aus "TSG Rot-Weiße Funken Güsten Funky Steps" wurde "Funky Steps" und aus "Moderne Gruppenformation mit Hebefiguren ab 11 Personen" wurde "Showtanz" etc. So einfach wie möglich und so kompliziert wie unbedingt nötig. Weiter entstanden dann auch die Titel mit den kleinen Figuren in den Kostümfarben um dem Zuschauer die Assoziationen zwischen den einzelnen Tänzen besser zu ermöglichen. Gerade auch für die Gegenüberstellung der Wertungen von den gelben und roten Garden, einige "Test-Zuschauer" dachten hier an A- und B-Noten. Damit wird aber auch klar, warum man solche Test-Vorführungen braucht. Wir dachten nie an A- und B-Noten, wir wußten das von der Veranstaltung. Hier braucht man unbedarfte Zuschauer. Die Bemerkung eines Filmjuroren, "die Einblendungen mit den Wertungen hätten ihn gestört", fand ich dann dafür aber mehr als unerklärlich.

Vorbereitung Funky Steps mit TrainerHatten wir beim ersten Aufeinander-Treffen der Junioren-Garde den Abgang und die Wertung gut eingebracht, mit zweizeiligen Wertungsreihen in der Gegenüberstellung, so zeigten wir nun bei den Funky Steps die unterschiedliche Vorbereitung. Letzte Übungen, kollegiales Mitklatschen bei der Konkurrenz oder tiefes-in-sich-gekehrt-sein. Obwohl der Trainer mit seinem gestreiften Hemd deutlich im Bild ist und Martin Anne Lipgens auch schön in Großaufnahme eingefangen hat, ist hier einer der Schwachpunkte des Filmes angesiedelt, da der Zuschauer die Zuordnung zum einleitenden Training und Interview nicht bildet. Dies liegt zum einen daran, dass der Trainer in den Filmaufnahmen zum Training eigentlich die Gruppe von Tüddern trainiert ;-) und damit in dem Insert andere Kostüme zu sehen sind und das wir Annes Solotanz nicht haben. Leider waren das die einzigen Aufnahmen der Vorbereitung und so konnten und wollten wir darauf nicht verzichten. Auch hat der Tanz z.B. mit der Einstellung des Ringes mit gleichzeitigem Überschlag einige wirklich Klasse Einstellungen. Aber da Martin nun rechts war und die Tänzer links abgehen, fehlen auch etwas die Emotionen bei der Wertung und so verpufft das Ganze etwas. Das ist mir alles bewußt, aber es ging leider in dieser Konstellation nicht anders und man muss auch mal etwas schwächere Aufnahmen haben (das beziehe ich nur auf den Schnitt und die Montage, die Tänzerinnen waren hervorragend) um Aufs und Abs im Film zu haben.

Der Fluch der tollen Szenen und der dauernden Aktion

DJ mit falschem langen Rock im HintergrundDa der Wettbewerb sehr straff organisiert war, zwischen den Tänzen sind meist nur 20 bis 25 Sekunden Pause, für Abgang, Wertung, Aufbau der neuen Tänzer, Kassettenwechsel und Ansage ist eigentlich immer etwas los. Und so hat man dauernd irgendwelche Einstellungen, wo man im Hintergrund die Bühne und Tänzer sieht. Was sich zunächst als Segen erwies, verkehrte sich schnell in einen Fluch, denn meistens war irgendein falscher Tänzer im Hintergrund. So läuft eigentlich beim Play-Druck des DJs im Hintergrund eine Tänzerin mit langem Rock auf die Bühne, während die Funky Steps ganz kurze Röcke anhatten. Also konnte ich erst ganz spät in die Aufnahme, wenn man allerdings genau hinschaut oder die Aufnahme anhält sieht man es trotzdem. Es funktioniert aber, da die Augen durch den Vordergrund gebunden werden. Dies wurde aber auch beim Ton zum Problem, da entweder Musik läuft oder zwischen den Tänzen Ansagen liefen, so ging viel Zeit dadurch verloren diese Probleme irgendwie in den Griff zu bekommen.

Die Pause und das erste Showtanz-Interview

Interview IndianerDa ja schon vorher das Stechen nach der Pause angekündigt war, mußte diese nun auch kommen. Garniert mit einigen Szenen der Essensversorgung und mit zwei Interviews mit Tänzern. Das Indianer-Interview ist eines meiner Lieblinge. Zunächst die Kostüme, dann kommt die Trainerin ins Bild, die schon feiert, Information zum Trainingsaufwand und dann die Kleine mit ihrem "Mmmit !" Hier sieht man auch schon wie gut Martin und ich auf solche Dinge achten, beide erkennen wir sofort das Potential der Szene und Kamera und Mikro gehen automatisch auf die Kleine. Auch durch den lockeren Ablauf mit Wechsel der Antwortenden und Verkürzung der Fragen entsteht ein sehr sympathischer und authentischer Ablauf. Die erzählen einfach. Leider blieb kein Platz für die "Cowboys und Indianer" im Film, aber in der Anfangssequenz und im Music-Zusammenschnitt sieht man zwei ihrer Figuren.

Interview mit den Griesheimer FunkenDann kommt eine weitere Änderung der ersten Testvorführung. Zunächst waren alle Showtanzinterviews und Tanzszenen am Schluß des Filmes, dass war aber zu geballt. Da die Gruppen die uns über den Weg liefen auch noch nicht komplett in den Kostümen waren, war klar das es einige Zeit vor dem Tanz war. Also verschob ich die 3 Interviews und verteilte sie über den Film, ich erinnerte sozusagen den Zuschauer immer wieder an den ausstehenden Höhepunkt, hatte einen roten Faden und stellte sozusagen die Protagonisten der Reihe nach vor, verstärkte das mit den wiederholenden Aussagen zum Wunsch auf's Treppchen zukommen, "es scheint wirklich eine heiße Kiste zu werden" und blendete Großaufnahmen der Protagonisten aus den Tänzen ein. Jedes Interview endete ganz bewußt mit dem Schlußbild des Tanzes und den letzten Klängen des Liedes.

Das Stechen

Die doppelte Szene beim StechenDas Stechen lief großartig für uns, zum Ersten war die neue Reihenfolge nun umgekehrt, zum anderen waren die Gewinner schon unten und erkannten beim Hochhalten der Wertungstäfelchen sofort, dass sie gewonnen hatten. Martin und ich verstanden uns blind, während Martin von unten mit der Handkamera auf die Jury ging was ich natürlich aber sah, was für mich mit Stativ viel umständlicher wäre, ging ich auf die Tänzerinnen. Als die Tafeln hoch gingen und die Roten kreischten mußte nun eine Zwischenaufnahme von mir her, da Martin jetzt wieder zurückschwenken mußte. Wenn man bei Martin die beiden Mädchen rechts betrachtet, eins langt der anderen gerade an Nase und Stirn, dann erkennt man, dass in der folgenden Szene von mir die gleiche Handlung noch einmal am unteren Bildschirmrand abläuft. Wenn man genau hinschaut sieht man sogar, wie Martin die vorherige Szene gerade dreht ;-) !! Diese Zeitspanne ist also doppelt. Die Bilder des Hochspringens sollten aber eben von Anfang an kommen, Martin war nicht ganz rechtzeitig auf der Jury bevor die Tänzerinnen kreischten und hochsprangen und wir hatten Glück, dass die beiden Mädels die Martin im Bild hatte nicht hochsprangen und jubelten. So wurde hier eingegriffen und der Ton des Kreischens etwas nach hinten verschoben um uns Zeit zu verschaffen, damit das Ganze dann stimmig paßt. Im Prinzip ist es sogar perfekt, denn der Zuschauer würde auch zuerst auf die Jury schauen, den Jubel hören und dann den Kopf zum Geräusch Jubel hindrehen. Wenn man also so "neben der realen Zeitlinie schneidet", dann muss man einfach aufpassen, dass man die mögliche reale Handlung wieder erzeugt. Bei sowas vergehen schnell ein paar Stunden in Adobe Premiere Pro 1.0 beim Schnitt, denn es ist nicht nur der eigentliche Schnitt, man muss ja auch erst einmal einen Plan bekommen, was man aus den vorhandenen Szenen bastelt. Wahrscheinlich war das sicher nicht die erste Variante.

Die Garde Merseburg-Meuschau mit der DeutschlandfahneIch mußte Martin erst dazu überreden den Tanz noch einmal zu filmen, aber die Ergebisse bestätigten mich. Das Stechen lieferte einige der besten Szenen des Filmes überhaupt. Die Tänzerinnen unter der geschwenkten Deutschlandfahne hindurch ist für eine EM schon als klassisch zu bezeichnen, danach Umschnitt in die Großaufname mit dem wackelnden Oberkörper, da macht das schneiden Spaß, die Kamera hinter den klatschenden und anfeuernden Roten mit Blick auf die gelben Tänzerinnen und die Emotionen beim Gewinn. Viele Juroren bei Festivals lobten die Fariness der Tänzerinnen, eigentlich hätte man aber anmerken müssen, wie gut das Martin eingefangen hatte ;-). Und die perfekte Klammer mit der endenden Sequenz mit der roten Tänzerin, die die Arme hochreißt und jubelt. Mit ihr hatte alles begonnen, als sie neben dem Trainer stand und auf die Punkte wartete und sagte "Ne, gibt's doch nicht !". Da der Zuschauer nun lange genug aufmerksam war und der Zuschauer nur begrenzt Aufmerksamkeit halten kann und das erlebte auch etwas verarbeiten muss und eine Pause verdient hat, kommt jetzt bewußt eine etwas weniger anspannende Szenerie mit dem Druck der Urkunde. Im Western reitet hier der Held in den Sonnenuntergang. Und wir hatten die Urkunde auch gut untergebracht.

Getreu nach dem Zitat von Leni Riefenstahl: "Ein Film muss immer eine Steigerung haben !" sind die Stechen zueinander geschnitten. Der erste Tanz der Gelben endet in der Totale, der zweite in der Großaufnahme. Der erste Tanz der Roten endet in der Totale, der zweite mit dem Schuß von der Seite durch die Beine. Immer die bessere Szene als zweites. Immer noch was besseres in Petto haben. Und die Tänze sind auch speziell gekürzt, so tanzen die Gelben beim zweiten Mal 5 Sekunden vor dem Ende noch was anderes als im ersten Tanz. Man will ja durch doppelte Szenen nicht langweilen ;-). Etwas was mich am Garde-Stechen grundsätzlich noch stört ist, dass man eigentlich nicht wirklich mitbekommt, dass es sich dabei um die Altersgruppe 12 bis 15 Jahre handelt. Durch die Schminke, die tollen Kostüme und die Darbietung kommt dies nicht mehr richtig zur Geltung.

Interview des Veranstalters und 2. Showtanz-Gruppe

EintrittskartenJoachim ist der König des Halbsatzes ;-). Dauernd fällt ihm während seiner Aussage etwas Neues ein und er ergänzt das, kommt damit aber schwerlich zum Schluß. Und das merkt man, da bei einem Komma die Stimme oben bleibt, während bei einem abschließenden Punkt die Stimme nach unten geht, der Zuschauer merkt also, dass es noch nicht zu Ende ist. Das Interview ist mehrfach gekürzt, da man das Bild dann aber nicht weiterlaufen lassen kann, da er sich ja in der Zwischenzeit bewegt würde das Bild springen, macht man aus der Not eine Tugend und zeigt alles was er anspricht im Bild, das spart auch noch Zeit. Da hilft es natürlich, wenn man das alles hat ;-). Während des Turniers ist man eigentlich immer mit Kamera unterwegs, macht dann mal schnell Zwischenaufnahmen und informiert den anderen, ich habe gerade Sponsoren oder Kuchenverkauf gemacht. Würde man die Eintrittskartenkiste im Film zeigen, dann muss man die Leute zeigen, wie sie die Karten bestellen, dann die Karten rausgeben, Geld kassieren und rausgeben, dass sind mindestens 4 oder 5 Einstellungen. Als Zwischenschnitt kann man diese nicht unbedingt spektakuläre Angelegenheit in einer Szene auflösen und so alles zeigen, was sonst noch so war.

Interview WartenbergDas Interview der Wartenberger, die zweite Showtanzgruppe um den Faden nicht zu verlieren, ist ein Beispiel für die Wichtigkeit einfacher Nachfragen. Eigentlich ist die Nachfrage von mir "Also Spannung im Körper ..." als Zwischenfrage nicht sonderlich spektakulär, das weiß ich selbst, aber sie bringt die Tänzerin und vor allem ihre Kollegin dazu mehr preiszugeben. Dabei verwende ich Bild im Bild um die Aufmerksamkeit auf die Tänzerin zu leiten. Die Aufnahme ist eigentlich, das erkennt man wenn ich aufmache, eine Totale mit vielen Tänzerinnen. Durch den schmalen Auschnitt erspare ich dem Zuschauer das Suchen und er findet die Tänzerin sofort. Außerdem muss das Bild volle Höhe haben, da gerade eine Pyramide aufgebaut wird. Die Sequenz ist ziemlich schwierig, da die Interview-Nahaufnahme rechts in der Position variiert und so der sichtbare Ausschitt dauernd angepaßt wird. Leider erkennt man in dieser Aufnahme nicht ganz so deutlich, dass sie dann auch das Kommando für das Hoochheben gibt, also wirklich eine der Chefs ist. Man sieht es aber etwas am Mund.

Nicole Sips, wohl am besten gekürzt

Nicole Sips über die ZuschauerNicole Sips schließlich stellt sich selbst vor und macht sozusagen ihre eigene Ansage, das mache ich auch nur einmal in dem Film, damit sich der Effekt nicht tot läuft. Der Start des Tanzes über die Zuschauer von Martin ist genial. Wer aufpaßt erkennt hier, dass der Tanz entgegen den anderen Tänzen passend zur Musik wesentlich langsamer geschnitten ist. Die Szenenlängen sind länger als bei den anderen Tänzen. Jeder der gezeigten Tänze ist irgendwo gekürzt, sieht man Anfang und Ende des Tanzes, dann ist der Tanz zweimal gekürzt, er zeigt den Anfang, einen interessanten Mittelteil und das Ende. Dabei ist fast immer die Musik an anderer Stelle gekürzt, als das Bild, denn Musik kann man auch nicht überall gut kürzen und beim Bild mußte entweder eine der beiden Aufnahmen eine Großaufnahme sein, die die Position der Tänzer nicht erkennen läßt oder die beiden Szenen mußten gut zusammen passen. Die Tänzer tanzen also teilweise zu anderer Musik. Auch der Sips-Tanz ist zweimal gekürzt, in Musik und Bild an verschiedenen Stellen. Vielleicht hier am besten und unsichtbarsten. Alleine dieses Kürzen der Tänze hat unwahrscheinlich viel Arbeit gemacht.

Interviews mit Jury und 3. Showtanz-Gruppe

Bild im Bild INterview Famous 22Nach dem Tanz der EM mit der höchsten Wertung folgt logischerweise das Interview mit der Jurorin. Auch hier editiert, da sie zunächst nur wenig zur Grundlage der Wertung erzählt und erst nach Rückfrage genauer darauf eingeht. Meine Frage ist rausgenommen, da die Kamera bei den Fragen aber grundsätzlich auf den Protagonisten blieb, wäre das ein Bildsprung gewesen, deshalb die Zwischenaufnahme mit der Wertung. Aber so wirkt es wie eine durchgängige Erklärung. Wir haben uns als Filmemacher in diesem Film bewußt soweit wie möglich zurückgenommen und sparen durch die Entfernung der Fragen Filmzeit für Wichtigeres.

Danach kommt die dritte Showtanzgruppe aus Österreich, was gleich gut ins Gespräch eingebunden wird ;-), auch dieses Interview ist zweimal gekürzt. Die Frage nach der Bühne wurde herausgenommen, ich verplapper mich da etwas und nur der lustige Teil ist drin geblieben. Das Mädel schaut dann super nach links oben und so ist auch klar, dass das Bild von links oben kommen muss. Das Mädel dafür wird etwas nach rechts geschoben, was der Zuschauer aber gar nicht bemerkt, oder ist jemand das schwarze Rechteck unten links aufgefallen ;-).

Zusammenschnitt auf Musik

Schnittfenster mit Video- und AudiozeileNun ist wieder etwas Abwechslung notwendig und nun kommt der zweite Zusammenschnitt, für mich ist das so etwas wie, wir wissen jetzt alles, das Turnier läuft seinen Weg. Die entsprechenden Szenen wurden bereits beim Sichten ausgesucht und nun konnte ich aus gut 70 Szenen wählen. Ich hörte mir immer die nächsten Takte der Musik an und blätterte dann durch die Tänze. Auch hier ist eine gewisse Dramaturgie enthalten, weil durch die Pokale und Wertung das Ganze aufgebrochen wird und der Wechsel vom schnellen zum langsamen Teil gelingt einfach super. "Music" geht eigentlich nach der Treppe noch weiter, in MusIIG gut zu sehen, aber auch hier wurde die Musik geschnitten. Den Flair kriegt das Ganze durch die Abwechslung und die Bewegungsinterpretation der Tänzer zur Musik. Zwar denkt man die Tänzer tanzen perfekt zur Musik, dies ist aber nur eine Illusion. Wenn die Tänzer beispielsweise langsamer als die Musik sind, dann legt man die erste markante Bewegung etwas vor den ersten Takt der Musik, die zweite Bewegung liegt dann genau auf dem Takt und die dritte etwas dahinter. Und alles sieht aus, als wenn es perfekt paßt, z.B. der Wechsel der Musik bei 0:00 wirkt perfekt, ist es aber überhaupt nicht. Links sieht man das Schnittfenster von Adobe Premiere. Ja nach Länge sind verschiedene Bilder der Szene zu sehen und im grünen Bereich ist die Hüllkurve des Sounds. Die Bassschläge sind gut zu erkennen. Mit dem Positionierer, blaues Dreieck oben mit roter senkrechter Linie, kann nun mit der Maus über die Zeitlinie gefahren werden und man hört und sieht das Ergebnis in Echtzeit. Dazu werden noch einige schöne Aufnahmen von Pokalen und Jury verwertet. Durch gute Vorarbeit ist diese Sequenz in nur etwas mehr als 3 Stunden geschnitten gewesen. Ein Knackpunkt war, dass diese Sequenz von einigen als Höhepunkt angesehen wurde. Das ist zum Teil richtig. Ich denke aber, dass der Film danach noch deutlich zulegt und der Zuschauer nur nicht glaubt, dass noch mehr geht und das ist nicht mein Problem. Vielen gefiel das so gut, dass sie mich zu einer langen Version anregten, diese lange Version ist MusIIG.

Das Showtanz-Finale

Tänzer von Wartenberg, die auf den Schultern anderer stehenDas Showtanz-Finale lief für uns katastrophal. Die Reihenfolge war vollkommen falsch für uns, denn ursprünglich waren als erstes die Griesheimer und als zweites die Piraten, die Calypsos, dran. Beide erhielten jeweils ziemlich niedrige Wertungen und waren damit aus dem Titelrennen, damit auch kein Jubel beim Abgang, den wir durchaus bei allen Gruppen haben. Was natürlich angesichts des Trainings und des Interviews mit den Calypsos einer Katastrophe gleich kam. Dann kamen die Showfunken die hatten eine gute Wertung aber einer der größten Konkurrenten kam noch, also kein Jubel nur verhaltene Freude. Dann kamen die Wartenberger, sie erhielten die zweitbeste Wertung und jubelten damit auch nicht :-((. Grrrr #@§##@ ! Als letztes dann die Österreicher, die Dritte wurden und darüber jubelten, was wohl im Film niemand verstanden hätte. Mehr noch, den Tanz der Wartenberger (beige-schwarze Kostüme) hatten wir nicht so gut erwischt, die meisten Höhepunkte nicht sauber im Bild (das merkt man auch in der Eröffnungssequenz, man sieht nicht richtig, dass das eigentlich im 2. Stock stattfindet) und oft, dank der nicht möglichen Absprache, ähnliche Bildausschnitte. Also drehten wir das Ganze komplett um, der Zwischenstand mit Wartenberg, Österreichern und Griesheimern, dann Training und Tanz der Calypsos ohne Wertung um die Spannung dieses von uns erzeugten Zweikampfes zu halten und schließlich die Showfunken. Bei den Calypsos hatten wir zwar den Tanz auch nicht optimal erwischt, aber aufgrund des Interviews und vor allem der langen Aufnahme des Trainings wesentlich mehr Möglichkeiten.

Zurück zum Leitsatz: "Film ist keine Realität !" Die meisten IIGler haben verstanden, dass wir das zum Nutzen der Dramaturgie umgestellt haben.

Die Garde Merseburg-Meuschau mit der DeutschlandfahneAlso eine Tafel mit dem Zwischenstand gemacht und rein ins Training. "Wir machen noch mal den Stern !" zeigt, da ist ein Problem. Dann ein Zwischenschnitt "Vor dem Stern", denn wir brauchen den Rekorder um die Musik zu erklären und das waren zwei verschiedene Aufnahmen mit der Trainerin. Nun schnell aus der Not eine Tugend gemacht und zwischen dem Tanz und dem Training hin und hergeschnitten und so die Abwechslung gebracht und damit auch etwas vollkommen Neues im Film. Das nun aber bewußt mit Überblendungen und ich nahm die Musik mit, also im Trainingsraum dumpfer Kassettenrekorder und oben mit Stimmung durch Zuschauer. Eine der Sequenzen die mit am allerbesten im Film ankam. Mir gefällt am Besten, dass man am Beginn des Trainings gut sieht, dass die Tänzer die Armbewegungen während des Tanzes nur andeuten, da hier nur die Figuren trainiert werden. Auch interessant hier die Aufnahme von hinter der Trainerin über die Schulter, die Martin machte. Durch Personen oder Objekte im Vordergrund erhalten Aufnahmen mehr Tiefe und werden interessanter. Die Aufnahme beim Güstener Interview über die Schulter von trainer Heuser war übrigens von mir, das zeigt wie ähnlich wir denken und wie hilfreich dies für solche Projekte dann ist. Das Ende war zunächst das Interview, aber dann fiel mir auf, dass es so der einzige Showtanz wäre, der nicht mit dem Schlußbild endete (das war ja schon vorne bei der Eröffnungssequenz) und dann mußte dieses Schlußbild hier natürlich auch rein, außerdem war damit die Trennung zum Showfunken Interview besser. Die Musik ist übrigens hier auch, als sie während des Interviews leiser ist, geschnitten.

Interview ShowfunkenBei den Showfunken auch hier am Anfang im Interview ein Insert, bei dem der Tänzer die Füße der Tänzerin nimmt, ebenfalls aus einer Totale extrahiert, also original Bildgröße. Zwar beantwortet der Tänzer die Frage, wie man die Mädchen aus dem Stand so schnell auf die Schultern bringt, das Gesagte paßt aber trotzdem zum Insert. Und nun nach Leni muss der Film noch eine Steigerung haben und geht sofort in die Vollen und läßt keinen Zweifel daran, dass nun der Höhepunkt kommt, deshalb startet das mit dem Wurf von der 2. in die 3. Etage. Zu gute kommt uns hier, dass wir den Tanz wirklich optimal erwischt haben. Dazu reicht es nicht, dass der Tanz der Showfunken den Höhepunkt bildet, sondern man muss dann auch von Kamera und Schnitt den Höhepunkt setzen. Also viele Großaufnahmen und gute schnelle Schnitte. Wie gesagt, super Absprache, während ich auf einer Gruppe von vier Tänzerinnen bin, hat Martin eine davon in der Großaufnahme, die die sich dreht. Auch die Einstellung, wo die waagerecht gehaltene Blondine aus dem 3. Stock ins nichts runtergeworfen wird und sich das andere Mädchen an den Kopf greift ist Klasse. Manchmal muss man auch Glück haben und der Blondine ist nichts passiert, da waren Fänger ;-). Während ich die Totale beim Fächer mache hat er die passenden Großaufnahmen und wenn die Tänzerin unter dem Scheinwerfer "einfliegt" ist das einfach toll. Nach dem Fächer (tragen der Mädchen) geht der Tanz noch etwa 25 Sekunden weiter, wir gehen dort aber direkt in das Schlußbild und kaschieren das mit 2 Großaufnahmen, wir tun also so, als wäre das während den Großaufnahmen umgebaut worden und ziehen alle guten Großaufnahmen des Tanzes zusammen. So entsteht ein Kondensat, dass zwar nicht direkt dem Tanz entspricht, dem Zuschauer aber keine Zeit zum Luftholen läßt. Der Tanz besteht so entweder aus spektakulären Figuren oder aus schnell geschnittenen Großaufnahmen. In "Making Of" sieht man den Unterschied zwischen realem Tanz und Kondensat zwischen 3:06 und 5:43. Insgesamt wurden innerhalb des gezeigten Teils 2 Sequenzen mit 31 und 23 Sekunden entfernt, damit die Musik natürlich auch zweimal geschnitten und 3 Szenen mit insgesamt etwa 13 Sekunden aus nicht gezeigten Teilen eingefügt. Damit ist dies der am meisten bearbeitete Tanz des Films, wer hätte das gedacht ;-).

Pendel ShowfunkenEin Beispiel will ich noch rausnehmen. Das Pendel bei dem die beiden Mädchen von links nach rechts geworfen werden. Der Filmemacher weiß alles und er plaudert gerne viel aus. Das ist aber ein grober Fehler, man muss den Zuschauer die Dinge selbst entdecken lassen und ihn wo es geht überraschen. Hier zeigt sich auch die Stärke des Ohne-Kommentar-Konzeptes, wir waren gar nicht versucht, etwas auszuplaudern, wie auch ;-). Beim Pendel verheimlichen wir die Szenerie aber sogar. In der Totale wird die Szene aufgebaut, dann die Mädels hochgehoben und nach links fallen gelassen. Nun sieht der Zuschauer während dieses ganzen Prozesses das rechts noch "Fänger" stehen und assoziiert so, dass wird auch irgendwie nach rechts gehen. Diese "Chance" nehme ich dem Zuschauer. Während des Aufbaues sind nur Großaufnahmen drin, die den eigentlichen Aufbau im Bild verheimlichen, dann kommt die Aufnahme von Martin, wie das Mädchen fast in die Kamera fällt und damit binde ich die Augen des Zuschauers im Vordergrund. Erst wenn es dann auf die rechte Seite geht, schneide ich in die Totale, doch nun hat der Zuschauer keine Chance mehr noch etwas zu assoziieren, er wird schlicht von der Handlung überrascht und viele Zuschauer sagten hier an dieser Stelle spontan "Ahh" und "Ohh", weil wir es nicht zu früh verraten haben. Achja, die meisten Leute schauen auf das linke Pendel, schaut mal auf das rechte, dann werdet Ihr feststellen, dass die am Schluß leichte Probleme haben ;-).

Nach dem Tanz zeige ich nun die Wertung in ihrer vollen Länge um die Spannung hinauszuzögern. Ähnlich wie in Western beim letzten Duell, wenn nach dem Schießen keiner umfällt und beide die Colts wieder einstecken. Dazu gebe ich die nötigen Punkte für den Europameistertitel an und versuche das so weit es geht hinauszuzögern. Wenn man Hans Pfeiffer die Wertung 47,5 ansagen hört, dann sagt er in Wirklichkeit 47,1. Ich weiß nicht ob das auffällt, aber eine bessere Großaufnahme hatten wir leider nicht. Insgesamt gefällt mir die Szene nicht optimal, es gelingt zwar etwas, aber die gewollte Spannung wird, zumindest für mich, auch durch den spektakulären Tanz der Showfunken davor, nicht richtig aufgebaut.

Ergebnis ShowtanzDanach kommt unser aller, aller, aller größtes Problem. Wir haben keinen Siegerjubel, siehe Reihenfolge weiter oben. Das hat mich Nächte gekostet und viele Gespräche mit Martin, der dann meinte wir müssen das zumindest akustisch bringen. Schließlich zeigen wir die Ergebnisliste über den Zuschauern und spielen den Aufruf und den Jubel zur Siegerehrung der Showfunken akustisch ein, das klappt zwar leidlich, aber nicht perfekt. Aber es paßt, da es danach ja in die Siegerehrung geht. Auch hier ist es nicht ganz optimal, da wir die Siegerehrung um eine Strophe kürzen bin ich in der Nahaufnahme, dann kommt das Armehochwerfen der Showfunken links und rechts von Martin, eigentlich gehörte hier zuerst eine Totale rein, das der Zuschauer sieht, wie der Aufbau ist.

Vierfachbild Nicole Sips SiegerehrungDanach kommt die letzte Siegerehrung von Nicole Sips mit dem Vierfachbild. Ich sah es als etwas besonderes an und hatte wohl recht, es ist der wichtigste Pokal der IIG. Trotzdem wirkt die Szene nicht optimal, da die Showfunken jubeln, Nicole die Stimmung durch die leichten Tränen etwas aus dem Jubeln nimmt, bevor es dann bei den Titeln wieder ins Jubeln geht. Alle Schnittvarianten die wir probierten wirkten nicht optimal, aber es gehört für die IIG auf jeden Fall rein. Und über den Titeln dann noch die Abschlußbilder, Danksagung von Joachim während unserer Danksagung im Titel und der Tanz zur Einladung zur nächsten EM. Eigentlich alles ganz logisch. Die Farbe der Titel ergibt sich durch die erste Gruppe in der Anfangssequenz schwarz, gelb und rot und auch die Showfunken waren zumindest teilweise gelb/rot.

Der Rythmus des Filmes

Was ist der Rythmus des Filmes ? Es ist die Reihenfolge und Länge der einzelnen Sequenzen, diese muss auf einander abgestimmt sein und wenn ein guter Rythmus vorliegt, dann läuft der Film irgendwie rund. Wie bei einem Ballwechsel im Tennis. Ein paar Beispiele. Die Anfangssequenz ist fast zu lang, eine Szene mehr und sie wäre wohl zu lang, während der Tanz von Nicole Sips fast zu kurz ist und mit den zusätzlichen 31 und 25 Sekunden war der Tanz der Showfunken eindeutig zu lang. Er bekommt dann zu viel Gewicht im Verhältnis zu anderen Teilen, die Filmaufnahmen werden aber durch die zusätzliche Länge nicht besser. Durch den Rythmus des Filmes bringt man den Zuschauer dann eben in eine Art Wechsel, bei dem er an einem bestimmten Punkt erwartet, dass der Wechsel kommt. Der Filmerkollege Eric erzählte mir kürzlich, dass amerikanische Filmemacher eine Sequenzlänge von 90 Sekunden anstreben. Danach wird der Zuschauer unaufmerksam. Die Eröffnungssequenz ist ohne Titel 1:58, der Sips-Tanz ist nur 45 Sekunden lang und selbst mit Einführung und Wertung bleibt er mit 77 Sekunden unter den 90 Sekunden, der Music-Zusammenschnitt hat exact 90 Sekunden und der Showfunken-Tanz ist ohne einleitende Interviews 109 Sekunden lang. Interessant, damit ist klar warum der Showfunken-Tanz sonst zu lange gewesen wäre.

The Finishing Touch

Nun ist der Film eigentlich fertig, aber der letzte Schliff fehlt noch. Entstanden war der letzte Touch eigentlich aus der Not. Im BDFA unserem Filmerverband ist die Länge auf 20 Minuten begrenzt, ich war nun bei ca. 22 Minuten, das war zu lang und ich wollte nichts mehr rausnehmen. Also kam alles auf den Prüfstand, eine Liste mit jeder Sequenz, also pro Tanz Länge des Tanzes, Länge der Wertung etc. Und dann wurde geprüft ob diese Länge für die Aussage der Sequenz auch gerechtfertigt ist. Beim Stechen wurde zum Beispiel keine Zeit rausgenommen, da hier wichtige Emotionen da waren, aber bei Nicole Sips wurde die Wertung drastisch gekürzt oder bei den Funky Steps der Aufmarsch. Auch das Interview mit Güsten wurde in diesem Schritt dann eben noch komplett umgeschnitten und gekürzt. Patrick Heuser war z.B. vorher ungekürzt drin. Dieses Kürzen ist nicht so einfach wie man denkt, so kann man eine laufende Szene nur kürzen wenn man einen passenden Zwischenschnitt hat und dann muss oft auch noch der Sound z.B. bei Nicole Sips Wertung neu platziert werden. Dies sieht man schön in "Making Of" ab 5:30 bis 6:47. Und wieder 12 Sekunden gewonnen. Damit habe ich alleine ein komplettes Wochenende verbracht. Durch die Kürze und die zusätzlichen Schnitte für den Zwischenschnitt bekommt der Film aber deutlich mehr Tempo. Die vorletzte und die letzte Version sind fast zwei unterschiedliche Filme obwohl sie das gleiche erzählen.

Fazit

Wir haben alles Wichtige drin, sind dabei aber nicht chronologisch vorgegangen und trotzdem wirkt der Film nicht "unaufgeräumt". Das Konzept ohne Kommentar hat vorzüglich geklappt, der Zuschauer erfährt alles Wichtige und ist vor allem über alles was passiert im Bilde. Die Tänze Stechen, Nicole Sips und Showtanz sind gute Highlights, nur der Güstener Tanz paßt da nicht so perfekt rein, das liegt aber an den Szenen die wir hatten, nicht am Tanz. Die Zusammenschnitte zeigen eine fantastische Breite und viele Gruppen, knapp 40 sind im Film und so liefert der Film ein gutes Kondensat von einer zweitägigen Veranstaltung. Besonders gut sind die vielen Interviews und die gezeigten Emotionen, sowie eine Reihe von Highlights in den Aufnahmen, aber vor allem auch in den gezeigten Leistungen der Tänzer. Insgesamt eine gute Mischung, die ich selbst immer wieder gerne anschaue. Insgesamt bin ich sehr zufrieden und kann mit den kleinen Problemchen ganz gut leben ;-). Das Wichtigste ist aber, dass den Leuten der IIG der Film gefällt und wir so die in uns gesteckten Erwartungen wohl erfüllt haben.

Die letzte Frage

Bleibt die letzte Frage, wie lange hat der Schnitt gedauert. Die Frage läßt sich heute schwer beantworten, die Hauptarbeit geschah zwischen dem 10. Januar und dem 10. Februar 2007. Also ein Monat, mit viel geopferter Freizeit (allerdings ist Filmemachen ja Hobby und damit Freizeit) und auch ein paar kompletten Tagen zwischen durch. Ich würde sagen so etwa 200 Arbeitsstunden werden wohl alleine im Schnitt drin stecken. Dazu kommen 2 Tage mal 2 Personen für den Dreh und noch der eine oder andere Tag bei der DVD-Erstellung und dieser Text, sowie die lange Version mit 35 Minuten. Alles zusammen wohl so 30 bis 35 Arbeitstage. Also ne ganze Menge. Allerdings muss ich auch sagen, mir hat es noch nie so viel Spaß gemacht einen Film zu schneiden wie den von dieser EM. Weil ich einfach bei den Aufnahmen aus den Vollen schöpfen konnte und die Leistungen der Tänzer mich immer wieder beeindruckten. Es war aber auch noch nie so schwer bestimmte Dinge nicht im Film zu verwenden und ich trauere vielen Szenen nach, die nicht verwendet werden konnten. Trotzdem hat sich die investierte Zeit gelohnt, denn ich hatte noch nie so viel Spaß mit meinem Hobby.

Die allerletzte Frage ;-)

Warum mache ich das ? Klar, weil es mein Hobby ist und es Spaß macht Filme zu machen. Aber auch weil es ein Privileg ist. Ich komme zu einer Veranstaltung wie dieser EM, zahle keinen Eintritt ;-), werde kostenlos verpflegt, Danke an Joachim und die Power-Style-Dancers und habe auch noch den Blick hinter die Kulissen. Obwohl ich keinen Eintritt bezahle, erlebe ich mehr als jeder normale Besucher, ich bin beim Training dabei, schaue beim Wertungnotieren über die Schulter, rede direkt mit den Tänzern und vor allem Tänzerinnen und bin einfach überall näher dran wie jeder andere. Selbst die Offiziellen der IIG haben einen Job und müssen bestimmte Dinge erledigen und wir Filmemacher, wir sehen was Interessantes, rennen einfach hin und werden auch noch freudig begrüßt, weil wir ne Kamera oder ein Mikro in der Hand haben. Was gibt es besseres.

Veröffentlicht am 14.02.2008
Letzte Änderung am 14.02.2008
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